Der Altkanzler eröffnet die Ausstellung von Daniel Biskup in der Galerie im Einstein – Intime Momente mit Helmut Kohl von Andreas Kurtz, Berliner Zeitung

Hungrige Anzugträger rüttelten gestern zur Mittagsstunde vergeblich an der verschlossenen Eingangstür des Cafés Einstein Unter den Linden. Hier war ab 12 Uhr geschlossen. Das hatte es in der zehnjährigen Geschichte des Kaffeehauses erst einmal gegeben (als Microsoft im Einstein einen Werbespot drehte).

Diesmal ließ Inhaber Gerald Uhlig absperren, weil für eine große Ausstellungseröffnung am Abend umgeräumt werden musste. In der Galerie im Einstein sind noch bis Ende Januar unter dem Titel „Private Augenblicke“ Bilder des Fotografen Daniel Biskup zu sehen. Den lassen Mächtige aus Politik und Wirtschaft immer wieder ganz nah an sich heran, wobei dann Fotos entstehen, die beim Betrachter ein Gefühl von Intimität auslösen.

Da fläzt der ehemalige US-Außenminister Henry Kissinger sichtlich müde an seinem chaotischen Schreibtisch. Und von Bundeskanzlerin Angela Merkel gibt es ein Bild, auf dem sie sehr fröhlich – ohne die neuerdings immer wieder in ihrem Gesicht deutlich zu erkennende Bürde ihres Amtes – vom Sofa ihres Amtszimmers in Biskups Linse lacht.

Die Eröffnungsrede der von der Bild-Zeitung gesponserten Ausstellung hielt Bundeskanzler a.D. Helmut Kohl. Dabei lobte dieser zunächst das Lokal, in dem „man ganz gut essen kann, was in Berlin nicht selbstverständlich ist. Und das zu Preisen, die noch erträglich sind“. Kohl versuchte mal wieder sein Bild in der Geschichte zu korrigieren. Ihm sei ja jahrzehntelang immer nachgesagt worden, dass er keine Fotografen mag. Dieses Urteil ist ihm zu pauschal. „Ich habe gute Erfahrungen gemacht, aber auch sehr schlechte.“ Biskup gehörte zu den besonders guten Erfahrungen: „Er hat viele persönliche, vielleicht die persönlichsten Bilder von mir gemacht.“ Immer wieder zeige er jene Form der Beharrlichkeit, die man auch Unverschämtheit nennen könne: „Dann ist es besser, man gibt nach, dann ist man ihn schneller los.“

Im Getümmel: Verlegerin Friede Springer, Ex-BND- Präsident August Hanning, FDP-Chef Guido Westerwelle, Fotograf André Rival und Hertha-Präsident Bernd Schiphorst.

– Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/15907342